Dr. iur. Hans Kohlschütter

In memoriam, 7.7.1943 — 28.12.2018
hans@kohlschuetter.de

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Dr. Hans Kohlschütter
Die Dekonstruktion der "Stufen" im Deliktsaufbau

KRITIK DER RISIKOTHEORETISCHEN ZURECHNUNG (REZENSION ZU: ROXIN, AUFBAU DER VERBRECHENSLEHRE, 2006, 4. AUFL.)

VON DER GENESE DER SCHWERE DES STRAFTATUNWERTS ZUR QUANTIFIZIERUNG DER KRIMINELLEN QUALITÄT

DIE STRAFRECHTSTHEORETISCHEN ÖRTER DER IRRTUMSEINWIRKUNG ALS DETERMINANTEN DER ART DER JEWEILIGEN IRRTUMSAUSWIRKUNG

DIE WAHLVERWANDTSCHAFT ZWISCHEN DER VON POLITÖKONOMISCHER DISZIPLIN EMANZIPIERTEN MEHRWERTTHEORIE UND DER VON UNDISZIPLINIERTER TERMINOLOGIE BEFREITEN "TOPISCHEN UNRECHTSLEHRE"


339 Seiten
ISBN 3-8322-5344-0

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Shaker Verlag, August 2006

Online-Rezension zu:
Hans Kohlschütter, Die Dekonstruktion der "Stufen" im Deliktsaufbau

von Dipl.-Betriebswirt Dieter Eckardt

Das Buch verspricht nicht nur juristischen Erkenntnisgewinn, indem die Straftatlehre schöpferisch zerstört ("dekonstruiert") wird. Vielmehr wird die Theorie der politischen Ökonomie als "Mutter" des Strafrechts vorgeführt, indem gezeigt wird, dass sie als Steinbruch und Fundgrube für strafrechtstheoretische Problemlösungen geeignet ist. Marx habe in der Werttheorie das Strafrechtsdenken Hegels zugrunde gelegt, der seinerseits die Lehre von Adam Smith "verwertet" habe. Marx' Theorie sei eine Verirrung insofern, als ihr "wahres Spielfeld" gerade nicht das Wirtschaftsleben, sondern das Strafrechtsleben sei. Nicht für die Kriminalisierung der Klasse der "Kapitalisten", sondern für die Beschreibung der Eigenheit der Straftäter (Träger der "Kriminalität") sei die politökonomische Terminologie problemlösungskräftig. Die Botschaft lautet, dass der Gewinn ("Mehrwert" als Bestandteil des Tauschwerts der Ware), den der Unternehmer erzielt, der "Schuldunwert-Bestandteil" des Handlungsunwerts der Straftat sei. Die drei Stufen des Deliktsaufbaus werden als "Produktionselemente" (Boden, Arbeit, Kapital) rekonstruiert. Als "Destruktivfaktor" fungiert die Aktivität des Täters in Form der Ausbeutung von solchem Handlungsvermögen, dessen Nutzung bzw. Verfügungsbefugnis deliktstatbestandsmäßig dem Individuum entzogen worden ist. Die Ausbeutung finde also ihren "eigentlichen" Ort im Verhältnis zwischen Straftäter und Verbrechensopfer. Marx' Wirtschafts-Soziologie wird kriminologisch interpretiert. Der Rohstoff für die Herstellung der Ware sei strafrechtlich das Rohmaterial der Straftat, nämlich das tatbestandsmäßige Rechtsgutsobjekt. Dem "Kapital" entspricht strafrechtlich die Willensfreiheit und der Ertrag ihrer Nutzung durch den Kriminellen. Die interdisziplinäre Brücke erstreckt sich von der Identifizierung des jeweiligen Ursprungs des Werts der Ware bzw. des Unwerts jeder Straftat zur "Preis-Transformation"; der verdiente Preis der Straftat ist das Strafmaß, und zwar als Inhalt des Straftatunwerts in Strafwertform. Der Produktionsprozess der Ware (Arbeits- und Wertbildungsprozess) ist der Prozess der Tatbegehung in Form der Handlung und Zuwiderhandlung, Zweigprozessen, die simultan ablaufen. Der Erfolgs- und Handlungsunwert der Straftat wird als Form des Gebrauchs- bzw. Tauschwerts der Ware interpretiert. Dass sich die strafrechtsdogmatischen Konsequenzen zumindest auf die Lehren über den Aufbau der Straftat sowie die Irrtumstheorie erstrecken, wird im Einzelnen dargelegt. Für den Leser ist es hilfreich, Vorkenntnisse über die Geschichte der wirtschaftswissenschaftlichen Theoriebildung zu haben. Das Buch kann als Heilmittel gegen den methodologischen Alleingang der Strafrechtswissenschaft verordnet werden. Zur Kommentierung der juristischen Einzelheiten wird auf die "Produktbeschreibung" verwiesen (www.kohlschuetter.de). Dies gilt auch für die (zahlreichen) "Errata und Korrekturen".

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